Ursula Dökel

Ursula Dökel ist einer von vier Coaches, die Jugendliche für Barrierefrei starten auf ihrem Weg ins Berufsleben begleitet.
Wie definieren Sie eine gelungene Inklusion im Berufsleben?

Unter gelungene Inklusion im Berufsleben definiere ich, wenn jeder - mit oder ohne Handicap - beruflich das machen darf, was ihm Freude und Spaß bereitet. Jeder weiß, dass man dann erfolgreich ist, wenn man sich mit Themen beschäftigt, an denen man Interesse hat und seine Stärken voll ausleben kann - Unlust führt schnell zu Frust. Ein weiteres Indiz für eine gelungene Inklusion wäre darüber hinaus für mich, dass es „normal“ ist, dass Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten zusammenarbeiten und sich ergänzen, sich als Team verstehen – sich gegenseitig akzeptieren.

Welcher Schritte bedarf es, um Inklusion tatsächlich zu einer Selbstverständlichkeit im Berufsalltag werden zu lassen?
Wir haben jetzt zehn Jahre Inklusion und mussten feststellen, dass es in vielen Schulen leider noch immer nicht wirklich rund läuft – trotz viel Engagement und guten Konzepten. Da ist es natürlich auch sehr ambitioniert zu hoffen, dass es beruflich klappt.

Damit es klappt, bedarf es aus meiner Sicht eine ehrliche Auseinandersetzung mit dem Thema – ein Umdenken bei allen Beteiligten. Um das zu schaffen muss natürlich auch frühzeitig damit angefangen werden, im Kindergarten und in Schulen. Hierzu benötigt man allerdings genügend Personal, die den Prozess von Anfang gut begleiten können.
Allerdings darf die Inklusion mit Schulende nicht aufhören, was allerdings leider häufig mein Eindruck ist. Es gibt noch keine wirklichen Konzepte für den Einstieg in das Berufsleben. Das Berufsausbildungssystem ist aus meiner Sicht diesbezüglich noch zu starr. Sicherlich gibt es bereits theoriereduzierte Ausbildungsgänge, aber Menschen, deren geistigen Fähigkeiten unter dem Durchschnitt liegen und die somit nicht in der Lage sind, sich theoretische Kenntnisse anzueignen, aber vielleicht praktische Arbeiten sehr gut erledigen könnten, haben geringe Chancen, sich auf dem Arbeitsmarkt zu behaupten. Auf Grund der Tatsache, dass sie keinen anerkannten Berufsabschluss erlangen können.

Ein weiterer Aspekt einer guten Inklusion ins Berufsleben stellt für mich eine stärkere Verzahnung der einzelnen „Ansprechpartner“ und Organisationen, die mit dem Jugendlichen die Berufsorientierung vornehmen. Hier sollte der Jugendliche als Mensch mit all seinen Stärke und Besonderheiten im Mittelpunkt stehen.
Der für mich dritte Aspekt wäre, dass es für die Unternehmen nicht etwas Besonderes sonders etwas ganz Normales ist, Menschen mit Behinderung einzustellen. Ich bin fest davon überzeugt, dass jeder Betrieb einem Menschen mit Behinderung einen Job bieten kann, in dem diese Menschen Anerkennung und Zufriedenheit finden und einen guten Beitrag zum Gesamterfolg beisteuern können.

Dazu ein Beispiel aus der Praxis:

Vor Kurzem haben zwei Schüler von einer Schule mit dem Förderschwerpunkte „Geistige Entwicklung“ ein dreiwöchiges Betriebspraktikum in Betrieben außerhalb der Werkstätte absolviert und folgende Rückmeldung beim Abschlussgespräch bekommen:

„Die Zusammenarbeit mit A. hat uns sehr viel Freude bereitet. Aufgrund ihrer aufgeschlossenen und fröhlichen Art hat sie sehr viel Schwung in die Werkstatt gebracht...“ „... wir konnten sie an Maschinen setzen, an die wir viele Schülerpraktikanten nicht setzen können, ...“ (Metallbau-Unternehmen)

„S. hat super fleißig gearbeitet und immer nach Arbeit gefragt. Er hat richtig angepackt, das erleben wir selten bei Schülerpraktikanten. Er hat sich super integriert, wir mögen ihn hier alle!“ (Reifenhandel)

Inwiefern unterscheidet sich das Coaching von Jugendlichen bei Barrierefrei starten von gängigen Coachings? Welche Herausforderungen sowie Chancen entstehen dabei?
Das Coaching von Jugendlichen bei Barrierfrei starten ist etwas Besonderes. Als Coach wird man mit vielen unterschiedlichen, vielschichtigen Themen konfrontiert, die häufig eine sehr hohe Flexibilität von uns fordert. Man benötigt viel Empathie, die Fähigkeit, sich auf die sich ständig wechselnden Stimmungsschwankungen einzustellen und viel Motivationsvermögen.

Jeder Jugendliche hat seine eignen persönlichen Themen und oft schwierige Lebensgeschichte. Das heißt neben der eigentlichen beruflichen Orientierung, deren Schwerpunkt darin besteht, die wirklichen Fähigkeiten und Stärken bei den Jugendlichen zu entdecken, müssen wir diese darin bestärken, an sich zu glauben, Verantwortung für sich zu übernehmen und ihren eigenen Weg zu gehen. Wir nehmen die Jugendlichen an die Hand, führen Sie über Stock und Stein, bis sie sicher auf den Beinen stehen. Diesen Prozess mit zu erleben, das ist etwas ganz Besonderes.

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